4. Etappe Teil 2/3: Twixel to Stodys Hut (mit Ahuriri River traversierung)

2 Jan: Twixel bis Lake Middleton Campground;
25 km
Die ersten drei Kilometer auf der Strasse nehmen mich Matthias (ein Thurgauer) uns seine Japanische Freundin mit. Die zwei haben sich hier an einem Sprachkurs kennengelernt.  Sie übernachteten im gleichen Backpacker und wir hatten uns gestern lange unterhalten.
Dann geht es weiter auf Gravel Roads dem Lake Ruataniwha und dem Ohau River entlang. Ein Stück (3 km) nehmen mich zwei junge Fischer mit. Die waren neugierig, welcher Exot hier zu Fuss unterwegs ist. Hatten noch nie was vom Te Araroa gehört. Weiter geht es auf einem schönen Veloweg entlang dem Lake Ohau. Es sind auch tatsächlich einige Velofahrer unterwegs.
Auf dem Lake Middleton Camping wäre ich besser nicht geblieben. Wie mich schon Antoine vorgewarnt hatte, zählt man 8 Dollar für nichts. Der einzige Service ist eine Abfallstation und ein WC. Die anderen Camper sind mit grossen Autos und grossen Zelten oder Campern unterwegs. Mit denen habe ich nichts am Hut.


3 Jan: Lake Meddleton Campground bis Ahuriri River East Branch Valley; 24 km und 900 Höhenmeter.
Wieder so ein Tag, an dem ich keinem Menschen begegnete. Doch, einmal kam mir ein Paar entgegen. Man tauschte etwas Erfahrungen aus, und ich fragte Sie nach dem Wasserstand des Ahuriri River, der mir morgen bevorsteht. Sie haben ihn überquert – mit bis zur Hüfte im reissenden Strom, meinte er. Die Frau ist kleiner als ich, und ich frage mich, wie sie das geschafft hat. Nach dem Pass gibt es teilweise keinen Weg und nur ab und zu Markierungen. Sich selber einen Weg suchen ist mühsam und dauert.
Um halb acht fange ich an, einen Platz für mein Zelt zu suchen. Es windet und ich suche ein windgeschütztes Plätzchen. Bei einer Bachüberquerung geschieht dann noch ein Missgeschick: ich Rutsche auf den glitschigen Steinen aus und falle arschvoraus in den halben Meter tiefen Bach. Alles nass, inklusive unterer Teil des Rucksack. Schnell Kleider wechseln, Zelt aufstellen, kochen, essen und dann ab in den Schlafsack. Das Feuerzeug funktionierte nicht mehr, aber für den Gaskocher habe ich noch ein ‚permanentes Streichholz‘ (einen Metalltift mit Reibfläche) dabei. Gut, bin ich gut ausgerüstet!

4 Jan Ahuriri River East Branch bis Top Timaro Hut; 30 km plus 1000m hoch und runter plus Ahuriri River Traversierung
Der Wind peitscht in der Nacht um das Zelt. Schlecht zum einschlafen, aber gut für die nasse Wäsche, die am morgen trocken ist. Der Sternenhimmel ist hier grandios – hier auf 800m Höhe wo es im Umkreis von 30km keine einzige Lichtquelle gibt. Die nasse Bauchtasche hatte ich vergessen zu trocknen. Die Banknoten sind am Morgen noch nass. Kiwi-Banknoten sind zum Glück aus Plastik. Die wissen wohl, warum.
Nach gut einer Stunde bin ich schon am Ahuriri River. Von oben sieht er gut passierbar aus, schliesslich hat es seit Tagen nicht mehr richtig geregnet. 5 km weiter unten gäbe es eine Brücke, aber das hiesse einen halben Tag Umweg. Ich mache mich für die Flusstraversierung bereit, d.h. Plastikschuhe und Regenhose an, alles wasserdicht einpacken (inkl. Handy und Banknoten). In dem Moment fängt es heftig an zu Regnen. Wie ich eine möglichst seichte Stelle zum überqueren suche, fängt es an zu hageln. Ein göttliches Zeichen, es sein zu lassen? Ich hab’s anders interpretiert – jetzt bin ich eh schon nass, also ab in die Fluten! Ich verbringe bestimmt eine viertel Stunde im Fluss; die Strömung ist stark, und an der tiefsten Stelle reicht das Wasser bis zur Hüfte. Drei Meter vor den anderen Ufer hätte ich fast aufgegeben – der Fluss war einfach zu tief. Aber ich tastete mich vorsichtig 15m flussabwärts, bis eine passierbare Stelle kam.
Endlich draussen, bin ich steifgefroren. Zum Glück ist die Unwetterfront vorüber, und die Sonne drückt schon wieder durch.

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Danach verliere ich den Weg. Als ich an der Gravel Road herauskomme, bin ich zwei km zu weit oben. Eine vorbeifahrende Velofahrerin, mit der ich kurz schwatze, bestätigt mir das. Sie ist übrigens die einzige Person, der ich heute begegnet bin. Danach geht es aber gut voran. Nur: je höher ich komme, desto kälter wird es und umso eisiger bläst der Wind. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als den 1660m hohen Pass zu nehmen. Auf der anderen Seite bläst der Wind noch heftiger. Erst unterhalb von 1200 m wäre Campieren überhaupt möglich. Aber da ist es nur noch eine Stunde bis zur Top Timaro Hütte auf 900m. Das schaffe ich ohne grosse Anstrengung (es geht schön leicht bergab) und um viertel vor neun bin ich in der Hütte. Habe die schöne 6er Hütte ganz für mich. Gestern waren 3 Leute da, u.a. Denis, der Tscheche. Schade habe ich ihn wieder verpasst.
Dank der Flussüberquerung und den vielen Kilometern heute bin ich meinem Marschplan einen Tag voraus. Nach diesem 12-Stunden-Tag hab ich das Gefühl, endlich TA-tauglich zu sein!

5 Jan Top Timau Hut bis Stodys Hut; 14 km, 9 Stunden.
In der Hütte ist es 6 Grad, draussen 3 Grad. So bleibe ich möglichst lange im Schlafsack liegen. Bis die wärmende Sonne hinter den Bergen auftaucht ist es neu, bis ich abmarschiere ist es 10. Locker, dachte ich, bis zur Studys Hut sind es nur 14 km, vielleicht gehe ich sogar weiter. Gemäss Trail Notes ist mit 6,5 bis 8 Stunden zu rechnen – bisschen viel für die kurze Strecke, dachte ich. Aber der Weg ist extrem anspruchsvoll. Es geht fast immer steil hoch oder runter, mal ist man im Flussbett, dann wieder 150 m darüber. 10 Mal muss man den Knie-tiefen Timaru River durchwaten. Darum laufe ich fast den ganzen Tag in meinen Plastikschuhen. Um drei Uhr begegnet mir eine ziemlich erschöpfte Familie. Sie kommen von der Studys Hut und schaffen heute die 14 km zur Top Timaru Hut bestimmt nicht mehr. We are very slow, sagte die Frau fast entschuldigend. Ausserdem warnten sie mich vor Mäusen in der Studys Hut. Ich hab dann unterwegs Mäuse den Baum hoch klettern sehen; hier wimmelt es von den Viechern.
Beim (extrem steilen) Aufstieg zu Studys Hut begegnet mir noch eine TA-Wanderin. Eine junge Deutsche, die den TA northbound ganz alleine macht. Wir schwatzen eine gute viertel Stunde. Hab aber vergessen zu fragen, ob sie ein PLB hat…
Die Studys Hütte ist alt und undicht, mit Steinboden. Auch diese Hütte habe ich ganz für mich.

2 Kommentare zu „4. Etappe Teil 2/3: Twixel to Stodys Hut (mit Ahuriri River traversierung)

  1. Jetzt bist Du ein richtiger Tramper und kannst mit Deinem Tempo den Zeitplan einhalten, welcher absolut Grenadiertauglich ist.

    Die Wasserquerungen sind schon speziell ob nun geplant oder ungeplant mit Taucher, muss dies eine zermürbende Sache sein. So viele Stunden alleine zu wandern und dann immer diese Nässe, Selbstgekochtes Essen und Begegnungen mit der Tierwelt – eine richtige Abenteuerreise

    Wenn die Sonne scheint ist es sicher eine wundervolle Angelegenheit – die Bilder zeigen eine schöne Landschaft, wenn es aber windet und regnet (Hagel ist sehr unangenehm) wird es einem sicher auch etwas langweilig.

    Wir werden sicher von Dir viel zu hören bekommen, wie man diese Stapazen mental übersteht und sich immer wieder motivieren kann, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Sicher kannst Du dies auch in Deinen Unterricht einbauen, so wird Finanz auch interessant

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  2. Lieber Martin, also das wird spannend. Danke für den Blog und die vielen Bilder. Übersetze alles an Gordon. Diese letzten Etappen hatten es ja in sich, aber hallo!
    Vielleicht gefällt Dir das Gedicht von Nan Shepard, die in den 30er Jahren viel
    in den schottischen Bergen gewandert ist:

    But in the climbing ecstasy of thought,
    Ere consummation, ere the final peak,
    Come hours like this. Behind, the long defile,
    The steep rock-path, alongside which, from under
    Snow-caves, sharp-corniced, tumble the ice-cold waters.
    And now, here, at the corrie´s summit, no peak,
    No vision of the blue world, far, unattainable,
    But this grey plateau, rock-strewn, vast, silent,
    The dark loch, the toiling crags, the snow:
    A mountain shut within itself, yet a world,
    Immensity. So may the mind achieve,
    Toiling, no vision of the infinite,
    But a vast, dark, and inscrutable sense,
    Of its own terror, its own glory and power.

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